Atmosphärisches

Naruto

Naruto ist ein bedeutender Ort in der Geschichte der deutsch-japanischen Beziehungen. Das "Deutsche Haus" besteht seit 1972 und ist dem Gedenken an die ca. 1.000 deutschen Kriegsgefangenen gewidmet, die zwischen 1917 und 1920 im nahen Lager Bando lebten und unter der japanischen Lagerleitung ein reges kulturelles Leben entfalten konnten. So wurde hier z. B. Beethovens Neunte Sinfonie zum ersten Mal in Japan aufgeführt. Auch heute wird die Erinnerung daran hoch gehalten: Diese Sinfonie kennen sicherlich alle Japaner, und an vielen Orten Japans leitet sie das neue Jahr ein. Darüber hinaus ist das Deutsche Haus in Naruto ein Ort des Austausches mit der deutschen Partnerstadt Lüneburg.

Naruto hat im Deutschlandjahr von verschiedenen Seiten Aufmerksamkeit erhalten: Einerseits durch zwei Ausstellungen (von der Gesellschaft für die Völkerkunde Ostasiens (OAG) und dem Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ)); andererseits durch die Dreharbeiten zum japanischen Spielfilm "Barto no gaku en" mit Bruno Ganz und Ken Matsudaira in den Hauptrollen. Als Filmkulisse hat man das Lager nachgebaut. Die Besichtigung des Filmgeländes bildete den krönenden Abschluss des Lektoren-Fachseminars und ist in vielerlei Hinsicht an niemandem spurlos vorübergegangen (siehe auch die folgenden Bilder).

Rund um das Seminar

Diese Figur von Ludwig van Beethoven auf dem Gelände des Deutschen Hauses Naruto/Bando zeigt ihn beim Dirigieren seiner 9.Symphonie. Ihre japanische Uraufführung fand durch ein deutsches Kriegsgefangenenorchester aus dem Lager Bando statt; bis heute ertönt „Die Neunte“ zum Jahreswechsel in vielen Konzerthallen Japans.
Das Hauptgebäude des Deutschen Hauses Naruto/Bando ist dem Rathaus von Lüneburg nachempfunden, der deutschen Partnerstadt. Das Kriegsgefangenenlager befand sich von 1917 bis Ende 1919/Anfang 1920 ca. einen Kilometer entfernt links am Hügelrücken.
Wie die Architektur des für den Film „Baruto no Gakuen“ 2005 wieder aufgebauten Kriegsgefangenenlagers nahe legt, war es kein freiwilliger Aufenthaltsort, aber dank der liberalen Politik des japanischen Lagerkommandanten, Oberst Matsue, entwickelte es sich zu einem deutschen Mikrokosmos, dessen Bewohner in vielfachen Austausch mit den Einheimischen in ihrer Umgebung traten.
An das eh. Kriegsgefangenenlager Bando schließt sich ein weites Tal an, das heute dicht mit Kakibäumen bestanden ist. Zum Zeitpunkt des Lektorenfachseminars im November 2005 waren die Früchte fast reif und glänzten im Nieselregen.
Das Lager Bando beherbergte rund 1000 deutsche Soldaten und Matrosen, aber auch einige Österreicher und Angehörige anderer Nationen, die überwiegend beim japanischen Angriff auf die exponierte deutsche Kolonie Tsingtau in Gefangenschaft geraten waren. Im Gegensatz zu den bekannten Exzessen des Zweiten Weltkriegs behandelten die Japaner ihre ca. 5000 Gefangenen des Ersten Weltkriegs meistens korrekt, und im Falle von Bando sogar mit Weitsicht und psychologischem Geschick.
Manche deutschen Gefangenen fanden als Fachkräfte oder Lehrer in der Umgebung ein Zubrot. Besonders intensiv war auch der Kulturaustausch zwischen Deutschen und Japanern, und zwar in beide Richtungen, wie es von diesen Figuren im Deutschen Haus Naruto/Bando beim Unterricht im Shamisen- bzw. Tromptenspiel dargestellt wird.
Der während des Lektorenfachseminars 2005 genutzte Minshuku „Pflaumen-Anguck-Garten“ in Bando. Die meisten Gäste dort sind Pilger, die an der ersten Station der 88 Tempel-Route durch Shikoku übernachten ? Pilger sind zu Fuß unterwegs, haben Hunger und Durst, und deshalb füllten sich die Mägen auch der deutschen Teilnehmer angenehm und vollständig!
Freundliches Lächeln und deutsche Bräuche: Das Deutsche Haus in Naruto/Bando empfängt seine Besucher stets freundlich. Die Mitarbeiterinnen stecken in nachgeschneiderten deutschen Matrosenuniformen, die im Laufe der Jahreszeiten von winterlich blau zu sommerlich weiß wechseln.







Und zu guter Letzt darf natürlich auch ein Gruppenbild aller an dem Seminar Beteiligten nicht fehlen.